
Figuren fürs Fest
Hier zu finden: Engel Bergmann Lichtertürke Räuchermann,Pyramide, Julbaum,
Julträd
Über Lichterürken
Seit der Beschäftigung mit erzgebirgischen Weihnachtsfiguren werden wir oft mit ungläubigem Staunen bedacht, wenn wir das Thema auf Lichtertürken lenken. Viele Freunde des erzgebirgischen Weihnachtsbrauchtums sammeln seit Jahren Figuren ihrer Lieblingsfirma, stellen Engel und Bergmann auf, bestücken ihre Pyramiden und erfreuen sich ihrer Räuchermänner, ob selbstgekauft oder geerbt. Doch der Lichtertürke ist ihnen unbekannt.
In Gesprächen kommt denn doch mitunter zum Vorschein, dass „…Opa und Oma so etwas mal hatten, es ist aber weg…“.
So scheint der Lichtertürke ebenso von der Bildfläche verschwunden, wie bestimmte seltene Räuchermänner, Nussknacker und Leuchter-Formen.
Betrachtet man frühe Figuren, könnte man vorschnell annehmen, dass aufwändige Bemalungen, Verzierungen und generell ein hoher Faktor an Handarbeit die Hauptursache sind. Erzählungen der Großeltern und Eltern liefern manch ergänzendes Detail.
Oft wurde die rigorose Ablehnung elterlichen Gutes als befreiend empfunden. Das Abschlagen von Zierteilen an Möbeln war beispielsweise mit der Sehnsucht nach klaren Formen und der Überwindung des Muffs der vorigen Generation verbunden. Biedere Meierei sollte der Vergangenheit angehören.
Um 1910 nehmen Kunsthistoriker und Buchautoren immer öfter Abstand zum kläglichen Kitsch des mit großen Ambitionen gestarteten Art Nouveau. Sie verurteilen unnütze Ornamentik und entlarven es gar als Blendwerk. Neues Design sollte praktisch sein, preiswert, haltbar und massentauglich.
In dieser Zeit gliederte sich der Lichtertürke auf fast unschuldige Weise ein in eine Reihe orientalischer Stereotypen. Dazu später mehr.
In der Zeit nach dem Krieg war natürlich durch die politischen Rahmenbedingungen kein wirklicher Nährboden für Sehnsucht nach Fremde gegeben. Das galt auch für die religiöse Komponente, Begriffe wie „Jahresendflügelfigur“ zeugen davon.
So gelangte der Lichtertürke nicht zu dem Ruhm wie beispielsweise Bergmann und Nussknacker.
Heute kann man jedoch eine lange traditionsreiche Linie ziehen und getrost behaupten: um das Ende des 14.Jh. herum begann der Orient in Sachsen. Die Rüstkammer der Wettiner enthielt auch eine „türkische Cammer“ und am Hofe Augusts wurden mancherlei orientalischer Eskapaden gefrönt.
Mehrere Bezugspunkte zur Figur des Lichtertürken lohnen einer Betrachtung: Von den drei Heiligen Königen aus dem Morgenlande, bis zu den durch die Bilder des Orientalismus geschürten Sehnsüchten nach Exotik, Palmen, Turbanen und sämtlichen Verheißungen aus einer fernen Region. Die Welt wurde kleiner und rückte näher zusammen, dazu trugen neben den Produkten aus den Kolonialwarenläden auch orientalistische Klischees bedienende Werbe-und Verkaufsstrategien für Tabak, Teppiche bishin zu Kosmetik bei.
Diesen Verheißungen stellten sich die erzgebirgschen Männelmacher und schufen in ihrer Sprache ein Abbild des Orientalen. Dabei gelang es vielen von ihnen, auf den Punkt zu kommen. Stolze Haltung, fremd anmutende Gewandung, Turbane, Pelzkragen, Schuhwerk, Bart und lange Pfeife.
Wurde an der Krippe etwa geraucht...?